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Riehen, Dezember 2017

Bericht zu Weihnachten 2017


Liebe Freundinnen und Freunde von Sachham


Das Jahr 2017 neigt sich dem Ende zu, die Tage werden kürzer und bereits stehen wir in der Adventszeit. Für mich eine gute Zeit, mich wieder an die Freunde von Sachham zu wenden.


Es hat sich in Nepal seit meinem Brief im Frühsommer nicht viel Neues ereignet. Das Sachham-Haus ‚läuft’ in geordneten Bahnen. Die Studentinnen und Studenten engagieren sich sehr in ihrem Studium und lassen uns immer wieder ihre Dankbarkeit spüren, dass sie eine Ausbildung – finanziert von Sachham - machen können und dürfen. Zunehmend unterstützen sie die Leitung des Hauses in Kathmandu und übernehmen Verantwortung bei der Betreuung der Kinder. Ich stehe mit allen immer wieder in gutem Kontakt. In diesem Sommer mussten wir unsere Buchhaltung in der Schweiz mit derjenigen von Kathmandu neu abstimmen. Trotz oft nicht einfacher Kommunikation (technisch) ist diese Arbeit auf gutem Weg.

Die meisten wissen wohl, dass ich in diesem Spätsommer krank wurde und dass ich deswegen meinen Herbstaufenthalt in Nepal absagen musste. Nein, nicht absagen, nur verschieben: Ich plane im Januar wieder für einen Monat nach Kathmandu zu reisen.
In der Zwischenzeit leitete ich das Projekt mittels Internet von der Schweiz aus und bin so recht gut informiert.


Die stets steigenden Ausbildungskosten bereiten mir Sorgen. Das jährliche Sammelergebnis deckt die anfallenden Ausgaben nicht oder kaum mehr. Sachham Nepal hat ein Jahresausgabenbudget von ca. CHF 75'000. Darin sind die Ausbildungskosten enthalten für unsere Studierenden (ein- bis vierjährige Ausbildungen, oft bis zum Bachelor) und für unsere Schulkinder von insgesamt CHF 28'000. Es fallen jährlich Löhne an in der Höhe von CHF
7'000, dazu kommt die Hausmiete, die Ausgaben für den Unterhalt des Hauses und für die normalen Lebenshaltungskosten. Das sind alles Verbindlichkeiten an denen menschliche Schicksale hängen. Die Studierenden sind begabte fleissige junge Menschen, die zwölf Schuljahre und damit das College+2 abgeschlossen haben. Ohne spezifische Weiterbildung haben sie kaum eine Chance, eine vernünftige Arbeitsstelle zu finden und stossen zum Heer der über 60% jungen Arbeitslosen in Nepal. Als solche sind sie gezwungen, sich im Ausland (z.B. Saudi-Arabien, Südkorea) als billige Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen.

Wir benötigen Spender für die jährlich anfallenden Infrastrukturkosten, damit wir mit den laufenden Spenden die Ausbildungen und Schulkosten der Jugendlichen und Kindern begleichen können. Zudem suchen wir Patinnen und Paten für Studierende und Schüler. Eine Patenschaft, mit welcher Sie die Fixkosten eines Studenten oder eines Schülers unterstützen, können Sie bereits ab CHF 50.- pro Monat übernehmen. Jeder andere Betrag ist uns jederzeit sehr willkommen. Für detaillierte Angaben setzen Sie sich gerne unverbindlich mit uns in Kontakt.

Es ist mir bewusst, dass ich in einer Zeit, wo eine Menge Briefe in die Haushalte kommen, mit meiner Bitte nicht die einzige bin. Dafür bitte ich Sie um Verständnis.


Ich danke Ihnen für Ihre Verbundenheit, welche ich und die Sachham Familie immer wieder erfahren dürfen. Jede Spendengutschrift auf unserem Bankkonto erfüllt mich mit Freude und stärkt mein Engagement. Ohne Ihre stete Hilfsbereitschaft müssten wir das gute und sinnvolle Projekt in Nepal aufgeben. Deshalb noch einmal: ganz herzlichen Dank!


Ich wünsche Ihnen eine gute Adventszeit, frohe gesegnete Weihnachten und bereits heute alles Gute zum Jahreswechsel.


Ein detaillierter Bericht zu den Projekten in Nepal lasse ich Ihnen nach meinem Aufenthalt im Januar 2018 in Kathmandu zukommen.


Riehen, Anfang Dezember 2017
Kathrin Baumgartner

Für folgende konkrete Unterstützung sind wir Ihnen dankbar:


Unser Sachham Haus in Kapan Karibot, Kathmandu
Die Miete des Hauses beträgt monatlich rund CHF 1'000.00.


In diesem Haus wohnen zurzeit sieben Student/Innen, zwei Mütter mit ihren Kindern und die vier Kinder, welche ohne Vater und Mutter aufwachsen.


Es würde uns sehr helfen, wenn sich vielleicht ein Spender, eine Spenderin für die – oder einen Teil der - Miete finden würde.


Melden Sie sich unverbindlich bei uns unter info@sachhamnepal.ch oder +41 61 631 43 86. Wir beraten Sie gerne und informieren Sie über das Haus.

Windeln für die Bewohner des Behindertenheims Cvds Nepal
Ein Nebenprojekt unseres Vereines


Diese Menschen lebten ohne Windeln und waren dadurch konstant krank und entzündet.


Sachham Nepal bezahlt nun seit anfangs 2017 ihre Windeln. Den Bedürftigen geht es zurzeit bedeutend besser. In der Regenzeit wurden besonders viele Windeln gebraucht.


Vielleicht findet sich ein Spender, eine Spenderin, welche gerne einen Teil an die Windeln bezahlen würde.

Melden Sie sich bei uns unter info@sachhamnepal.ch oder +41 61 631 43 86. Wir informieren Sie gerne unverbindlich.

NewsArchiv 2017

Riehen, Juni 2017

Bericht Frühjahr 2017

 

Zu den Kernaufgaben von Sachham gehören die Betreuung und Begleitung von schulentlassenen männlichen und weiblichen Jugendlichen auf ihrem weiteren Ausbildungsweg, alleinerziehende Mütter mit Kindern, sowie Interventionen bei akuten Krisen.

Zurzeit betreut Sachham 15 Jugendliche, davon 9 weibliche (2 Intern, 7 Extern) und 6 männliche (4 Intern und 2 Extern). Sie alle stammen aus extrem armen Verhältnissen und haben durch Sachham die Möglichkeit, Aus- und Weiterbildungen wahrzunehmen, wie College +2 (nach 10 Grundschuljahren), vierjährige Vorbereitung für den Bachelor verschiedenen Richtungen: Accounting und Managing (Hotelmanaging), Sozialarbeit, Medizin und technische Richtungen. Jeder dieser Studenten hat ein ganz eigenes, individuelles Programm und ebenso individuelle Budgets, mit zum Teil grossen Unterschieden. Die Betreuung dieser Student/innen ist demnach auch sehr individuell, anspruchsvoll, differenziert und zum Teil sehr zeitaufwändig. Die gegebenen Verhältnisse in Nepal erleichtern diese Aufgabe kaum bis nicht.

Im Haus in Kathmandu leben derzeit 2 Mütter mit ihren Kindern. Sie werden im Haushalt integriert. Ausserdem betreuen wir eine junge Frau extern. Sie wurde von ihrem Freund verlassen und die Familie schickte sie weg aus ihrem Zuhause. Sie verlangten eine Abtreibung, aber das akzeptierte die junge Frau nicht. Es wäre sowieso zu spät gewesen. Sie hatte immer wieder Momente in denen sie nicht mehr leben wollte. Aber nun ist ihr Baby da und alle lieben es. Nur der Vater der jungen Mutter hat sich von der Familie getrennt. Ab nächstem Monat macht die junge Frau nun eine Coiffeur- und Kosmetikausbildung. Sie geht drei Monate in einen Kurs, der ca. CHF 40.- kostet, arbeitet dann für sechs Monate und anschliessend kann sie ein Zertifikat machen, das auch im Ausland gültig ist. So werden wir sie jetzt ca. ein Jahr monatlich unterstützen. Bis Mutter und Tochter wieder auf eigenen Beinen stehen. Mit Hilfe ihrer Mutter macht sie es sehr gut.

 

Weiter engagiert sich Sachham als Initiantin, Organisatorin oder allgemein als Begleiterin folgende Projekte mit zum Teil eigenen Sponsoren aus der Schweiz. 

 

  • Behindertenheim Cvds Conflict Victim and Disable Society Nepal,
    Sankhu, nordöstlich von Kathmandu

  • Schule Halesi, Halesi, südöstlich von Kathmandu

  • Strassenhunde in Kathmandu

Bei meiner Ankunft am 6. April 2017 blieb mir keine Zeit zum Ausruhen. Am 9. April wollten wir auf unsere grosse Reise nach Kalikot aufbrechen und bis dahin hatte ich viel zu erledigen:

 

Sachham House

Drei Kinder aus dem Haus Sachham brauchten ein neues Zuhause: Sonam, Sandish und Sony. Sie lebten einmal mit ihrer Mutter (27-jährig) in unserem Haus. Nach einiger Zeit fand ihre Mutter eine gute Stelle in einem Kloster. So wurde sie gleichzeitig im Haus Sachham zu einer Stütze. Sie kannte alle Rituale aus dem Alltag sehr gut und führte sie sehr genau und korrekt aus. Auch begann sie, mit ihren Kindern Ball zu spielen, nachdem sie anfangs nur mit dem Handy beschäftigt war und ihre Kinder kaum beachtete. So liessen wir die Mutter mit ihren Kindern in ein Zimmer ziehen, ganz in der Nähe unseres Hauses, damit wir die Kinder in der Arbeitszeit ihrer Mutter bei uns betreuen konnten. Soweit so gut.

 

Als ich dann letzten Herbst 2016 wieder nach Nepal kam, gab es viel zu tun: Die Mutter pflegte die Schulkleider nicht, holte die Kinder am Abend nicht in unserem Haus ab und in der Freizeit fanden wir die Kinder oft schmutzig auf der Strasse. Kurz bevor ich im letzten Herbst nach Nepal kam, bat ich Malika (Managerin des Sachham Hauses in Kathmandu) mit der Mutter zu sprechen: Sie solle ihr sagen, dass ich ihre schwierige Lage verstehe, aber dass wir zusammen eine Lösung finden müssten, damit sie ihre Kinder nicht vernachlässigt und sie uns ganz überlässt. Die Mutter hatte wieder einen Freund. Mit ihm und den 3 Kindern lebte sie in diesem einen Zimmer. Zudem war sie etwa im 4. Monat schwanger. Ein paar Tage dann vor meiner Ankunft fanden die Kinder, als sie von der Schule kamen, nur noch ihre Kleider in ihrem Zimmer, ohne Mutter und deren Freund.

 

Bei uns aufnehmen konnten wir die Kinder nicht. Wir seien kein Kinderheim, hiess es. Die Kinder müssten weg. Ich versuchte ein gutes Heim zu finden. Nach dem Erdbeben 2015 waren aber alle Heime voll. Ein langjähriger Freund hat ein neues Kinderhaus gebaut und versprach mir, die drei Kinder diesen Frühling 2017 aufzunehmen. Wir hatten dadurch Zeit sie an die neue Situation zu gewöhnen. Wir konnten ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht ganz allein sind. So haben wir die Kinder diesen Frühling in das besagte Heim gebracht. Sie können in Zukunft weiterhin zu uns in die Ferien kommen, wenn sie das möchten. Sie scheinen sich wohl zu fühlen an ihrem neuen Ort. Im Mai 2017 besuchten wir die Kinder mit ihrer Tante. Ich hoffe, wir können sie - in nicht allzu langer Zeit - wieder einmal mit ihrer Mutter zusammenbringen.

Ausserdem erbrachte ich einen einmaligen Beitrag an die Schulkosten für Pallab, den Sohn des Heimleiters. Sobald ein Student die Aufnahme in ein College besteht, hat er keine Zeit so schnell die Schulkosten zusammen zu tragen. Das nächste Schulgeld muss die Familie jedoch selber aufbringen. 

 

Cvds - Behindertenheim

Am meinem zweiten Tag besuchte ich zudem das CVDS - Behindertenheim. Ich wollte sie nicht zwei Wochen warten lassen bis zu meinem ersten Besuch. Juna, das Mädchen, das der Grund war, dass ich immer wieder ging, ist zwischenzeitlich an einem Herzversagen - ganz unerwartet - gestorben. Auch ein Knabe starb im Spital sehr schnell. So hat es einige Wechsel gegeben. Dr. Ruth Gonseth, ebenfalls Mitglied unseres Vorstands, ging mit Kolleginnen in das Heim und konnte die Bewohnerinnen und Bewohner von Krätze befreien. Sie hat einen Arzt in Kathmandu gefunden, der einmal im Monat das Heim besucht. Es brauchte zudem eine grosse Reinigungsaktion im Behindertenheim. Ich danke Ruth Gonseth herzlich, dass sie dieses grosse Problem angegangen ist. Wir kämpften nämlich schon länger damit. Sachham unterstützt des Weiteren mit Windeln, Massageöl und mit meinen Besuchen.

 

Unsere Reise nach Kalikot

Und nun, wie am Anfang erwähnt, zu der grossen Reise nach Kalikot am 9. April 2017 und deren Hintergrund:

 

Zuerst möchte ich kurz erklären, wie wir zu den vier Kindern kamen die wir in ihr Heimatdorf begleiteten. Mein Entschluss, sie in ihr Dorf zu bringen, entstand, als ich in Nepal keine Möglichkeit fand, sie von ihrem Trauma zu befreien. Vor drei Jahren erhielt ich einen Anruf, als ich gerade in der Schweiz war, dass ein Student (21-jährig) mit vier Kindern vor der Türe stehe. Die Kinder gehörten seiner Schwester. Der Vater der Kinder beging Selbstmord und die Mutter wollte die Kinder umbringen. Deshalb nahm der Bruder die Kinder mit nach Kathmandu, wo er ein Zimmer bewohnte.

 

Wie lange die Reise von Kalikot bis Kathmandu war, können wir uns nun – zurück von der Reise - vorstellen. Asmita meinte während unserer Reise: " Hierher werde ich nie mehr kommen können, das ist eine so lange Reise". Ihr Onkel konnte kein Kinderheim finden für die Kinder. Er arbeitete nachts, mit Kiran (damals 1 1/2), auf dem Rücken, in einer Schuhfabrik. Die drei Mädchen waren allein in einem Zimmer bis er wieder zurückkam. Sie hatten kein Geld. Das brachte mich dazu, eine Frau zu finden, die mit ihren zwei Söhnen bereit war, mit den vier Kindern in einer Zweizimmer Wohnung zu leben. Die Kinder lebten vorher ganz frei, weit abgelegen von der Zivilisation. In Kathmandu konnten sie ihre zwei Zimmer nicht verlassen. Zudem war Asmita seit Geburt unterernährt. So war es ihr grosses Glück als wir den Verein Sachham gründeten und ein Haus mieteten. Vor einem Jahr kam die Mutter der Kinder einmal nach Kathmandu. Sie war aber noch immer psychisch sehr krank und wir wollten nicht, dass sie vom Wohnort der Kinder – Haus Sachham - erfährt. So trafen wir sie in Boudha, einem nahegelegenen Stadtquartier in Kathmandu. Kiran wollte nichts von seiner Mutter wissen, er kannte sie nicht, dafür war er damals noch zu jung. Die Mädchen reagierten unterschiedlich. Am Schluss des Treffens kaufte ich der Mutter ein Handy, damit sie hin und wieder mit den Kindern telefonieren konnte. Das funktioniert jetzt besser. Früher wussten sie manchmal nicht so recht, was sie sich sagen sollten. Die Mutter der Kinder lebt jetzt bei ihren eigenen Eltern im Dorf. Da ist nur das älteste der vier Kinder aufgewachsen. Da realisierte ich, dass sich auch die Geschwister nicht recht kannten, als sie nach Kathmandu kamen.

Die Fahrt zu ihrem Heimatdorf Kalikot war sehr mühsam und dauerte drei Tage von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends. Am Schluss der Reise machten wir sogar ein richtiges Trekking. Sehr steil und für uns ein wenig "endlos". Die Kinder haben sich auf der ganzen Reise als sehr unproblematisch erwiesen. Sie sangen, erzählten sich Geschichten, schauten die Landschaft an und schliefen. All meine Vorkehrungen gegen Langeweile wurden im Rucksack gelassen.

 

Im Dorf schliesslich angekommen, wurden wir mit allen Ehren empfangen. Mit Trommeln und anderen Instrumenten: Kräftig und für mich fremd. Wir erhielten in jedem Haus eine Tika (rotes Pulver, welches auf die Stirn gemalt wird) und alle Dorfmitglieder waren anwesend. 

 

Am zweiten Tag stiegen wir auf eine Alp. Die kleinen Häuser werden im Sommer von Frauen, Kindern und manchmal auch von Männern zum Übernachten gebraucht. Oder sie verbringen den Sommer dort, wie unsere Sennen. Die Kinder riefen den ganzen Tag nach ihrer Mutter, die bei ihrer Mutter lebte, der Grossmutter der Kinder, und das machte ihre Mutter glücklich. Sie besuchten mit der Grossmutter die Tiere im Stall. Ramita, die Älteste der vier Kinder, die im Dorf aufgewachsen war, kannte jeden Stein (so schien es uns) auf dem Weg zur "Alp". Und doch war klar, sie könnte sicher nie mehr im Dorf leben. Es gibt einfach keine Möglichkeit einer Arbeit nachzugehen. Das nächst grössere Dorf ist zu weit entfernt. Die jungen Menschen gehen üblicherweise von dort aus nach Indien in die Fremdarbeit. 


Nach zwei Tagen im Dorf zogen Malika und ich Bilanz: Wir würden diese Reise sofort wieder auf uns nehmen. Auch die Zeit im Dorf war gut bemessen. Allzu lange kann man dort nicht bleiben. Die Kinder und wir brauchten Zeit zum Verarbeiten. Ausserdem hatten wir wieder einen langen Rückweg.

 

Die Kinder erzählten auf der Heimreise was sie alles erlebten, wie sie ihre Verwandten und Bekannten empfanden. Manchmal waren sie nachdenklich und wir sprachen über ihre Gefühle. Eines ist offensichtlich ganz wichtig: Sie gehören zu einer Familie und sind froh, diese dank dieser Reise ins Heimatdorf zu kennen. Bei dieser Feststellung realisierten wir, wie unendlich gross der Spagat ist, den die jungen Menschen zwischen Dorf und Stadt machen müssen. Eigentlich unausführbar. Der Unterschied ist so gross, dass sie nie ganz an einem Ort daheim sein werden.

 

Auf der Reise hielten wir öfters an einem Fluss an, um unsere lahmen Glieder etwas zu erfrischen. Nachher gab es immer viel nasse Wäsche. Aber für die Kinder waren diese kurzen Aufenthalte immer eine grosse Freude.

 

Unsere Reise ging auch nach der 4-tägig Rückfahrt täglich weiter: Hier in Kathmandu. Schöne Erinnerungen und zusammen durchgestandene schwierigere Momente auf unserer Reise nach und von Kalikot halten uns immer wieder zusammen.

 

Schule in Halesi

Ein weiteres Projekt - an dem wir auch nur am Rande beteiligt sind - ist die Schule in Halesi. Nachdem ich von einer Privatperson einen namhaften Betrag erhalten habe, lernte ich auch noch eine Frau kennen, die Auslandprojekte organisiert und durchführt. Sie wird wahrscheinlich im Herbst nach Nepal kommen, um alles Notwendige für den Frühling 2018 zu organisieren. Sie möchte mit ihren Studenten im Dorf den Lehrern Englisch geben und zugleich ein Hostel für Mädchen und eines für Buben aufstellen. So müssen die Kinder nicht jeden Tag bis zu 2 1/2 Stunden Hin- und Rückweg machen. Besonders während der Regenzeit. Zudem könnten auch Waisenkinder und Kinder, die nur mit Müttern oder Grossmüttern leben, dort zur Schule gehen. Das wäre erstens viel einfacher für die "Landkinder" und zweitens auch viel günstiger. Das wiederum würde bedeuten, dass wir viel mehr Kinder in die Schule senden könnten. Ein wichtiger Punkt ist, dass die Lehrer von Halesi gut Englisch lernen, um die Kinder auf das College vorzubereiten. Deshalb ist Evelyne Wernli - die schon im letzten Jahr zwei Monate mit mir in Nepal war - mit einem Studenten von uns zwei Wochen nach Halesi gefahren und hat die Lehrerinnen -  vor allem in Konversation - unterstützt. Im Herbst möchten wir dann mit einem erfahrenen Schulhausbauer, einer Lehrerin aus Basel und eventuell mit Susi und Robi Groeli Halesi besuchen. Wir haben uns dazu in diesem Frühjahr zu einem Erfahrungs-austausch getroffen.

 

Strassenhunde in Kathmandu

Jetzt bleibt eigentlich nur noch ein Thema zum Beschreiben, und das sind die Hunde. Sie beschäftigen mich seit Jahren. Manchmal wenn ich durch das Quartier „Boudha“ gehe, leckt mir plötzlich ein Hund die Hand. Wenn ich ihn dann anschaue erkenne ich ihn als einen meiner vielen früheren Strassenhunde, um die ich mich kümmerte. Bouché, zum Beispiel, ist ein sehr sensibler weisser Strassenhund. Er hat früher zu meinen 14 Weibchen geschaut und jetzt eine treue Freundin geblieben. Diese wurde von einer Volontärin Dill (zu Deutsch Herz) getauft. Auf diesen Namen hört sie noch immer. Sie ist sehr scheu und ist immer sehr froh, wenn ich nur Bouché ins Taxi nehme und nicht sie.

 

Wenn wir zurückkommen, wartet sie treu und begrüsst uns, wie wenn wir uns Tage lange nicht gesehen hätten. Dabei sind es nur so zwei bis vier Stunden. Bouché hat eine Tumor-Behandlung, deshalb die Taxifahrten, zum Tierarzt ging es nämlich. Ich war bis jetzt die Einzige, die ihn jeweils wieder vom Tierarzt heimbrachte. Sonst ist er immer entwischt und manchmal erst 14 Tage später wieder in seinem Quartier angekommen. Als ich ihn nach der letzten Operation in meinen Zwinger in unserem Hof nahm, damit er sich auskurieren konnte, hatte er mit seinen drei letzten Zähnen ein grosses Loch in eine Holzplatte gebissen und ist dann durch ein kleines Gitterloch entwischt. Der Apotheker, der im selben Haus wie sein Geschäft hat, und ich haben ihn lange mit dem Motorrad gesucht. Als wir am nächsten Morgen um 5 Uhr vor seinem Haus erschienen, war er dort und er kam mit gesenktem Kopf auf mich zu. 

 

Heute haben wir nach einem Jahr unseren Boxer Rexo wiedergefunden. Der Besitzer gab ihn in einen Hundeclub des Militärs und dieser verkaufte die Schäferhündin Dolly und den Boxer Rexo. Ich kann nicht beschreiben wie und wo die zwei in den letzten Monaten leben mussten. Die Bilder sehe ich Tag und Nacht vor mir, sie lassen mich nicht mehr los. Aber wir haben Rexo gefunden und werden auch weiter nach Dolly suchen.

 

Strassenhunde haben sehr strenge Normen unter sich. Wenn ein fremder Hund in ihr Revier kommt gibt es Streit. Diese Hunde leben in Gruppen zusammen und kennen ihre Reviergrenze fast auf den Meter genau. Die Hunde werden durch die Überbauungen mehr und mehr vertrieben und können fast nirgends mehr leben.

 

Dies zu meiner, unserer Zeit, in Nepal. Wenn Sie Fragen haben dazu, gerne melden. Ich freue mich über jeden Austausch.

 

Allen Freunden des Sachham Vereines, welche uns dieses Jahr bereits mit einem Betrag unterstützen, sprechen wir hier noch einmal unseren Dank aus.

 

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer und ich freue mich, wenn wir uns wieder in Riehen treffen.

 

Herzliche Grüsse

Kathrin Baumgartner

Präsidentin Sachham Nepal

Riehen, Februar 2017

Jahresbericht 2016

 

Der Verein Sachham unterstützt Jugendliche bei der Finanzierung einer Berufsausbildung nach Abschluss der Schulbildung (Klasse 10 oder 12), ausserdem alleinerziehende Mütter und deren Kinder sowie weitere Projekte für bedürftige Personen in Nepal.

 

Und eigentlich kam und kommt es immer anders als man denkt:

Gegenüber einem Schulheim mit organisierten geordneten Strukturen hat sich das Projekt Sachham im Berichtsjahr – wie man sagt – rollend entwickelt. Wir versuchten immer wieder, uns den Gegebenheiten anzupassen. Das Sachham ist nie oder selten das Gleiche, wie es vor drei Monaten war. Die jungen Erwachsenen stehen jede /jeder für sich in einem ganz individuellen Ausbildungs- und Lebensprogramm. Jede /Jeder bildet sich nach seinen persönlichen Zielsetzungen aus und weiter. Diese Ausbildungsprogramme sind meist sehr dynamisch – alle lassen sie sich nicht über einen Leist schlagen. Die Führung und Begleitung dieser jungen Menschen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die grosses Einfühlungsvermögen, Flexibilität und Standhaftigkeit erfordert. Man muss erkennen und abwägen können zwischen Nähe und Distanz, Führungsbedürftigkeit und freier eigenständiger Entwicklung der Jungen. Anspruchsvoll für die Verantwortlichen.

Oft steht man selbst ratlos vor Problemen und muss nach Lösungen suchen und – vor allem – sie finden. Aus meinen Berichten von meinen Aufenthalten im Frühjahr und Herbst 2016 kann man diese Verläufe und Entwicklungen entnehmen. Viele Erfolge, aber auch Rückschritte und Misserfolge, sind zu verzeichnen. Die ausnahmslos positiven Rückmeldungen ‚unserer’ Jugendlichen machen uns Mut und geben uns Sinn in unserer Arbeit.

 

Einen grossen Einschnitt hat auch das Erdbeben im Frühjahr 2015 gebracht. Wie geht das Leben weiter? Wie geht es den oft Tage weit entfernt wohnenden Familien? Wir leben in der heutigen Unsicherheit und Angst und wissen nicht, was morgen ist – geschweige denn, was in einem Jahr ist. Von einem Tag auf den anderen war plötzlich alles ganz anders. Aber mit dieser Unsicherheit und Angst mussten auch die Sachham Bewohner leben lernen.

Der Satz aus den Statuten: ‚... sowie weitere Projekte für bedürftige Personen in Nepal’ steht

immer wieder im Vordergrund unseres Wirkens. Wir haben Kontakt zu einem Heim mit behinderten Menschen und versuchen, die dort Verantwortlichen zu unterstützen, motivieren und dazu auch professionell anzuleiten.

 

Alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern, vor allem aber auch mit ihren eigenen schier unlösbaren Problemen, wohnen zum Teil bei uns im Sachham, das für sie ein Heim geworden ist. Oft müssen diese Mütter selbst noch erwachsen werden und in die Lage versetzt werden, ihrem eigenen Leben eine Perspektive zu geben. Was ist in diesem Fall eine ‚einheitliche Haltung? Schwer zu sagen! Ich denke, es ist entscheidend, dass das Haus in Katmandu nicht von unterschiedlichen Auffassungen geleitet wird. Das bringt die Hausbewohner durcheinander und gibt die Gelegenheit, ihren eigenen Problemen auszuweichen. Ich möchte, nach dem Weggang von Helga Karle, unserer ehemaligen Präsidentin, diese Verantwortung übernehmen.

 

Sachham hat sich zu einer glücklichen Familie entwickelt, die Vielen Sicherheit und Geborgenheit gibt und es ist ein Hort für einige junge Menschen, die ohne uns allein, ohne Hoffnung und ohne Perspektive im Leben stehen würde.

 

Seit dem ersten Januar 2017 geht der Verein Sachham seinen Weg mit neuen Vorstands-mitgliedern. Diesen Jahresbericht will ich nicht abschliessen, ohne Helga Karle ganz herzlich für die enorme Arbeit, die sie in der Start-Zeit für uns gemacht hat, zu danken.

 

Ende des Berichtsjahres haben wir uns für insgesamt 31 Personen eingesetzt, zwei Mütter, zehn Kinder und neunzehn Studentinnen und Studenten.

Kathrin Baumgartner

Präsidentin ad Interim

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